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Geschichten aus dem Motorradsattel

Grünes Band – Tag 15: Das Ziel kommt in Sichtweite

Geschrieben von: Josch

Als ich es endlich aus dem Zelt schaffe, unterhält sich Mark bereits mit dem Lasti-Nachbarn. Sein Fahrrad ist wohl deutlich reisetauglicher, während Marks eher auf den Transport von Kindern in der Stadt ausgelegt ist. Einmal mehr bekommen wir zu hören wie absurd unsere Tour doch sein soll. Am Anfang der Reise kamen bei solchen Gesprächen schon noch ein paar Zweifel hoch. Jetzt geht es als Kompliment an unsere Leistung runter wie Öl. Nach dem Packen müssen wir noch zur Verwaltung zum Zahlen und kommen danach gegen 12 Uhr los.

Das Wetter ist heute immer noch durchwachsen und kalt. Der Wind nervt uns nur noch von der Seite. Wenn er seine Richtung behält, bekommen wir heute wenigstens keinen Gegenwind. Zu Beginn führt es uns am Elbe-Lübeck-Kanal weiter. Aufgrund einer Brückensperrung müssen wir etwas umplanen, bleiben aber am Kanal. Der leichte Schotterweg ist eigentlich ganz angenehm zu fahren.

Bei Büchen biegen wir Richtung Osten ab und fahren auf Landstraßen ohne Radweg durch den Wald. Komoot schlägt mir etwas abseits vom Weg ein Grenzdenkmal vor, das wir natürlich mitnehmen wollen. Wir finden ein Denkmal zu Michael Gartenschläger. Er hat als Wessi mehreren Menschen zur Flucht verholfen und mit Hilfe von demontierten Grenzanlagen über die Grenze aufgeklärt. Auf DDR-Seite war er bereits bekannt und wurde bei dem Versuch hier eine Selbstschussanlage abzubauen auf DDR-Territorium erschossen.

Ein Stück weiter ist ein weiteres Freilicht-Grenzmuseum. Für uns ein Ort um nochmal kurz Pause zu machen. Das Museum ist jedoch sehr klein und runtergekommen und wurde offensichtlich Opfer von Vandalismus. Unser nächstes Ziel heißt „Zerentin am Schalsee“.

Der Weg ist recht uninteressant. Im Ort angekommen frischen wir unsere Bargeld-Reserven und Vorräte auf. Am See setzen wir uns hin, um zu Mittag zu essen. So direkt am See wird uns mit dem Wind aber auch sehr schnell frisch und unangenehm also haben wir auch nichts dagegen wieder schnell aufzubrechen.

Wir fahren an der Ostseite des Sees entlang, wobei der Weg erstaunlich „bergig“ ist. Immer wieder ein paar Meter hoch und runter wird auf Dauer schon recht anstrengend. Am Wegesrand sehen wir ein Schild zu einem weiteren Grenzdenkmal und biegen links ab. Nach ein paar Minuten fragen wir uns, wo es denn jetzt eigentlich ist. An einem Aussichtsturm bleiben wir stehen, wo uns Spaziergänger einholen. Sie sind auch auf der Suche nach dem Denkmal und suchen weiter, während wir noch unsere Müsliriegel essen. Da wir nur sehen, wie sie in der Ferne verschwinden und nicht wiederkommen, entscheiden wir uns doch dieses eine Denkmal auszulassen.

Zeitlich wird es so langsam eng für uns. Wir hätten eigentlich bis 18 Uhr am Campingplatz sein sollen, mittlerweile ist aber schon fast 19 Uhr. Wir wollen ein bisschen abkürzen, damit es nicht allzu spät wird. Eine Dreiviertel Stunde haben wir auch noch etwa vor uns.
Das war allerdings eine Fehlentscheidung. Die Abkürzung führt uns eine Waldstraße hinunter zum See. Der Weg ist nicht befestigt und nach dem Regen der letzten Tage zu einer reinen Schlammschlacht geworden. Ich komme noch einigermaßen durch. Fürs Lasti sind hier aber mal wieder die Grenzen erreicht. Mark rutscht mit dem Vorderrad weg und liegt auf der Seite. Das Aufrichten gestaltet sich im tiefen Matsch auch recht schwierig. Auf der anderen Seite geht es wieder hoch zur Straße. Den Weg können wir allerdings nur schieben, da der genauso matschig ist.

Um nicht von noch mehr Matsch aufgehalten zu werden, fahren wir nun die größeren Landstraßen entlang. Das bedeutet zwar wieder etwas mehr Km, dafür kommen wir auf rollbarem Untergrund wieder gut vorwärts.
Nach der Landstraße fahren wir noch durch Ratzeburg und dann ein kleines Stück bis zum Dorf, in dem der Campingplatz ist. Die letzten Meter werden nochmal anstrengend. Es geht wieder ein paar Höhenmeter hinunter an den See. Allerdings ist die Straße komplett aufgerissen und quasi kein Fußweg vorhanden, auf den man ausweichen könnte. Diese Huckelpiste ist mal wieder nichts fürs Lastenrad.

Kurz vor 8 kommen wir endlich am Campingplatz an. Der Verwalter ist noch am Abendessen mit seiner Familie, aber wir können uns schonmal einen Platz suchen und aufbauen. Jetzt zum Abend kommt auch die Sonne mal wieder ein bisschen raus. Ansonsten war es heute immer noch sehr nasskalt und wir sind ganz schön durchgefroren. Die ganze Ausrüstung und Klamotten sind auch noch feucht von den Vortagen. Nachdem wir alles mit dem Platzwart geklärt haben, gehen wir erstmal warm duschen, während der jeweils andere die Nudeln mit Tomatensauce kocht. Lange halten wir es heute nicht aus und verschwinden schnell in unseren warmen Zelten.

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