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Geschichten aus dem Motorradsattel

Grünes Band – Tag 6: Kurzschluss am Morgen

Geschrieben von: Mark

Ich werde wach und die übliche Morgenroutine beginnt, bis Josch bemerkt, dass sein Smartphone morgens nicht im Lasti geladen hat. Wir schauen genauer: Die Ladebuchse ist angeschmolzen. Jetzt erst bemerken wir auch den verbrannten Geruch von Kabelisolierung. Wir checken unsere Gerätschaften und stellen fest, dass Joschs Ladegerät und das Kabel zum Smartphone kaputt sind. Zum Glück wurde der Rest inkl. Joschs Smartphone verschont. Wahrscheinlich hat sich ein Regentropfen in der Ladebuchse verirrt und dadurch einen Kurzschluss verursacht. Da wir gestern Abend nichts mehr gegessen hatten, frühstücken wir heute vor dem Losfahren etwas länger.

Der Himmel ist grau, doch es regnet beim Packen nicht. Es dauert jedoch länger als sonst, da wir die Zelte so trocken wie möglich verstaut bekommen wollen. Dennoch ziehen wir vor dem Losfahren die Regenjacken an. Es ist bereits 11:45. Etappenziel für heute: Herleshausen an der Werra, 70 km entfernt. Nach Höhenprofil gibt es zwei Steigungen im ersten Viertel zu bewältigen. Danach geht es dann nur noch bergab.

Gleich zum Start zwischen Hundsbach und Tann gab es die erste Steigung zu bewältigen. Mittlerweile ist aber auch das Routine geworden. Neu ist das Geschwitze in der Regenjacke, welche innen nasser als außen zu sein scheint. Bis zum Ort Geisa fahren wir relativ nah entlang der Ulster. Dort überqueren wir den Fluss über eine Fußgängerbrücke. Mit dem Lasti mal wieder nicht so einfach: Die Sperren, welche Autos daran hindern sollen, die Brücke zu passieren, sind für ein normales Rad mit einer kurzen Slalomfahrt erledigt. Mit dem Lasti mit breiten Packtaschen braucht man da schon eine ordentliche Portion Augenmaß, um nicht hängen zu bleiben.

Es geht wieder stark bergauf, und das auf einem schnur geradeaus verlaufenden Schotterfeldweg. Josch und ich haben schon gut zu kämpfen und beschließen bei der Mitte des Anstiegs kurz zu halten. Wir genießen die Aussicht ins Tal und stärken uns mit einem Müsliriegel. Mittlerweile kenne ich die Sorten einer bestimmten Marke (wird hier nicht genannt) in und auswendig. Wenn wir zurück sind, werde ich so schnell keine mehr anrühren wollen. Für die nächste Wanderung danach brauche ich wohl eine andere Kohlenhydratquelle. Ich beschließe die Regenjacke wieder einzupacken. Weiter gehts natürlich bergauf, point alpha liegt auf der Bergkuppe.

Endlich auf der Spitze angekommen, parken wir die Räder erst einmal am Denkmal der deutschen Wiedervereinigung. Es ist schon 13:43, zu spät, um das eigentliche Ziel von heute zu erreichen – Darüber machen wir uns später Gedanken. Die Temperaturen sind gut, also hängen wir unsere nasse Wäsche zum Trocknen auf die Räder. Wir schauen uns das ehemalige US-Camp, indem sich heute ein Grenzmuseum gibt, erst einmal von außen an. „Sieht gar nicht so groß aus“, wahrscheinlich haben wir uns in einer halben Std. alles angeschaut – Ein Fehler wie sich gleich herausstellt. Schon beim Einlass können wir die 16 € nicht mit Joschs 50er bezahlen, da dass Museum nicht genug Wechselgeld hat. Also gehe ich nochmal zum Lasti, Bares holen. Endlich drin, schauen wir uns draußen die ausgestellten Fahrzeuge und die Gebäude an. Dann geht es in die Ausstellung in den zwei Baracken. Es gibt viel sehen, aber noch mehr zu lesen. Als wir das zweite Gebäude verlassen, zeigt die Uhr schon viertel nach drei. Auf den alten Wachturm müssen wir aber noch, weil die Meisten auf unserer Tour bisher verschlossen waren.

„Noch schnell eine Currywurst in der alten Soldatenkantine, bevor es weitergeht“ denken wir uns. Mit einem „Ich bring es euch an den Platz“ setzen wir uns in den alten Speiseraum, warten und trinken unsere Cola. Nebenbei schauen wir uns nach alternativen Campingplätzen um. Mehr als insgesamt 50km schaffen wir zeitlich nicht. Wir nehmen uns Berka an der Werra als Ziel: Ein Campingplatz mit Kanuanleger und Supermarkt direkt ums Eck. Unsere Currywurst haben wir nach 20 Minuten immer noch nicht. Ich frage nach. „Wir haben die rausgestellt und uns gewundert, warum die nicht abgeholt wurden“ Tolle Wurst – ich rege mich auf, und um 15:45 schlingen wir die doch noch erhaltene Mahlzeit herunter, damit wir zeitig loskommen. Genuss ist was anderes. Also zu den Rädern und los.

Zurück an den Rädern motzt uns ein Paar an, dass wir das Denkmal mit den Fahrrädern zugeparkt haben und sie kein Foto davon machen können. Ich meckere zurück und wir schieben die Räder beiseite, ehe wir die Helme aufsetzen und endlich weiterfahren.

Es sind noch etwas über 30 km zu fahren – Zum Glück nur Bergab. Es geht über Radwege quer durchs Land, wir passieren nur wenige Stücke Landstraße und hinter Philippsthal überqueren wir die Werra, die wir ab jetzt stetig begleiten. Wir brauchen keine Pause und reißen Kilometer. Erst bei Widdershausen geht es einmal für eine Pause vom Sattel. Nur noch ein paar Kilometer, dann sind wir da. Wir unterhalten uns über den großen Kaliberg, auf den wir schauen und über die schmutzige Werra. Es ist 18:15.

Auf dem Campingplatz werden wir um 19:00 direkt von den Betreibern begrüßt. Schnell eingecheckt und den Klönschnack über das ungewöhnliche Gefährt (das Lasti) gemacht, geht es auf den Platz. Dort treffen wir auf alte Bekannte – Ein Paar, welches wir auf dem Campingplatz zwei Tage vorher schon gesehen hatten. Jetzt haben wir Zeit für eine kurze Unterhaltung, bei der wir herausfinden, dass sie die Werra von Ursprung bis Ende mit dem Rad abfahren. Routiniert bauen wir auf und gehen dann für das Abendessen im Supermarkt einkaufen – Endlich mal ein Dorf, wo der Supermarkt um 19:30 noch nicht geschlossen hat.

Zurück auf dem Platz fällt uns der „Luxus“ auf. Unter einer Überdachung findet sich eine große Sitzecke mit Strom. Dort wollen wir nachher kochen – Es gibt Penne. Aber vorher erst einmal ein Feierabendbier in unseren Stühlen. Der nächste Klönschnack wartet nicht lang, als das nächste Radwanderpaar auf den Platz fährt. Nach unserem Bier geht das Gemüseschnippeln los – und wir stellen beim Kochen wieder einmal fest: Ganz schön viel, aber lecker. Noch ein Bier, dann gehts in Zelt.

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1 Kommentar

  1. Josch Bockler 23. August 2021

    Leider habe ich noch einen Verlust zu vermelden. In der Nacht hatte sich auch meine Luftmatratze verabschiedet. Sie hat wohl ein Loch abbekommen und verliert. Innerhalb einer halben Stunde die ganze Luft. Naja, zum Einschlafen reicht es noch.

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