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Geschichten aus dem Motorradsattel

Iron Curtain Trail – Tag 01: Jetzt gehts los – Entlang der Donau und zum Abschluss Berge

Geschrieben von: Mark

Auf den Sitzplätzen im Nightjet der ÖBB schlafen? Nicht so wirklich – als es draußen wieder hell wird, starre ich nach draußen. Wir fühlen uns gerädert und mein Hintern schmerzt. Genug Platz für die Beine? Fehlanzeige, meine eine Radtasche musste halb unter den Sitz, da auf der Gepäckablage über uns nicht genug Platz war.Wir müssen heute die Stunde Verspätung des Nightjets rausfahren, als wir in Linz bemerken, dass der Zug keine Zeit aufholen wird.

Als wir in St. Pölten Halt machen, steigt ein stark betrunkener Österreicher in den Zug, mit dem wir bis zur nächsten Haltestelle noch ordentlich Trouble haben werden. Wir sitzen auf einem Vierer-Platz mit Tisch in der Mitte und uns gegenüber sitzt eine junge Frau, welche bereits seit Hannover dort sitzt. Der Betrunkene Typ spricht Wirr-Warr und wechselt dauernd zwischen Österreichischem Deutsch und Englisch. Er steuert direkt auf uns zu – Er palabert die ganze Zeit sein Möchtegern-Englisch und versucht uns zwischendurch zu beleidigen. Welche Themen er anspricht, möchte ich hier nicht wiederholen. Er setzt sich neben die junge Frau, obwohl sie sagte, dass sie dies nicht möchte. Sie fängt an zu weinen und er wird prompt handgreiflich. Er hört auf, als Josch und ich anfangen auf ihn einzupöbeln. Mehrfach müssen wir ihn ermahnen bis endlich die Schaffnerin im Gang stehen bleibt und versucht die Ordnung einigermaßen zu wahren. Sie telefoniert gleich mit der Polizei und beschwichtigt uns, dass es zur nächsten Haltestelle (Eine vor Wien) nicht mehr weit ist. Bei Einfahrt sehen wir schon 4-8 Polizisten, welche sich bereit auf Zugriff gemacht haben. So jetzt noch bis nach Wien.

Bei der Zugansage für die baldige Einfahrt machen uns Josch und ich mit dem ganzen Gepäck Richtung Fahrräder. Ganz schön schwer, meine beiden Seitentaschen, welche ich schon am Ausstieg deponiere. Als der Zug in Wien hält, beeile ich mich erst die Taschen auf den Bahnsteig zu stellen und danach das Fahrrad zu holen. Schnell das Gepäck aufsatteln und raus auf den Bahnhof. Das Wetter ist ein Traum, aber viel zu heiß. Die Hitze könnte uns heute echt zu schaffen machen.

Josch tickert die Adresse zur rausgesuchten Fahrradwerkstatt ins Navi und es dauert nur ein paar Minuten bis wir da sind. Ich rolle gleich in die kleine Werkstatt direkt hinter der Eingangstür und frage nach, ob der Sattel noch reparabel ist – „Daran hab ich mir schon mehrfach die Zähne ausgebissen. Du musst dir einen Neuen aussuchen, wir haben aber Passende da.“ Einmal 89 € ungeplanten Invest, aber mit Anbauservice. Jetzt geht es aber wirlich los, die Luft steht in Wien und die Sonne brutzelt uns schon.

Wir müssen gen Norden und das einmal durch Wien. Wir beide sind schon etwas erstaunt, wie gut die Fahrradwegführung und die Qualität davon ist. Weitestgehend sind die Radwege von den Straßen separiert und haben viel breitere Fahrspuren, im Gegensatz, wie wir es aus Deutschland kennen. Wir radeln gut 5 km durch die Stadt bis wir an der Donau angekommen sind. Diese wir heute die meiste Zeit unser Wegbegleiter sein. Es geht Richtung Klosterneuburg und wir machen Kilometer. Ungeliebte Baustellen in Wien erfordern etwas Geschick, um Nahe der geplanten Strecke zu bleiben. Die erste kurze Trink-Pause machen wir ca. nach dem 20. Kilometer. Die erste größere Pause nach dem 26. Kilometer , da man dort einen super Ausblick auf den Donau-Altarm werfen konnte – Es ist 12:30 also eine gute Bilanz dafür, dass wir erst gegen 11:00 in Wien los sind. Leider merken wir die Mittagssonne, welche uns ordentlich brutzelt.

Es geht weiter zwischen dem Altdonau-Arm und der Donau. Der Weg ist ein offizieller Radwanderweg und ist daher gut ausgebaut. Mülltonnen und Sitzmöglichkeiten sind mehr als genug vorhanden. Wir reißen gut Strecke und ab dem 50. km beschließen wir an der Bärndorfer Hütte Rast zu machen (noch 7 Km). Bei Pommes und alkoholfreiem Weißbier fällt uns das alte Atomkraftwerk im Hintergrund auf, da es wegen Donau-Nähe keine Kühltürme gebraucht hatte. Bei der Hitze (unser Wasservorrat ist mittlerweile handwarm) gönnen wir uns, bevor es weiter geht noch ein schnelles zweites Bier.

Weiter gehts monoton an der Donau entlang bis zum Wasserkraftwerk Altenwörth, wo wir das Donau-Ufer wechseln. Auch danach fahren wir Non-Stop an der Donau weiter, erst auf der Höhe Theiß trennen wir uns vom Fluss. Doch es geht an der Krems weiter – bis wir die nächste Pause in der gleichnamigen Stadt machen – Krems an der Donau. So langsam fehlt mir das Sitzfleisch, aber die Beine können noch, müssen sie auch, weil es kurz vor Feierabend noch knappe 600 Höhenmeter herauf gehen wird. 83 Km liegen hinter uns und es ist 16:00 Uhr.

Ab jetzt geht es bergauf, erst langsam, jedoch stetig. Wir passieren die Orte Mühlhof, Rehberg und Imbach – die Krems ist immer in der Nähe. In Kirchenberg gibt es den ersten harten Anstieg zu bewältigen, welcher mit einem schönen Ausblick belohnt wurde.

Wir treten weiter in die Pedale. Ab dem 96. Kilometer dieses Tages geht es die nächsten 7 km von 300 auf 590 Höhenmeter hinauf – Ein Kraftakt. In Gföhl halten wir am Supermarkt, weil uns das Trunkwasser ausgeht. Da wir nur noch 20 km vor uns haben, möchte uns Josch auf dem ausgesuchten Campingplatz ankündigen, dass wir ca. 1 Std. später ankommen werden. Fehlanzeige: es geht keiner mehr ans Telefon, somit gehen wir auf Nummer sicher uns suchen uns noch eine Alternative, am anderen Ende des Sees vom ursprünglichen Campingplatzes.

Die erst 12 km der letzten 20 km sind angenehm zufahren, es geht wieder auf 380 Hm herunter. Jedoch geht es dann die nächsten 5 km wieder auf 540 Hm herauf. Das letzte Stück geht es bergab zum See namens Kamp.

Zu guter Letzt nach dem CheckIn ein nettes Plätzchen zum Zelte aufschlagen gesucht. In den See geht es heute nicht mehr, da es schon zu spät ist und wir noch kochen müssen. Die Dusche muss reichen. Wir klingen den ersten Tag beim Essen aus Campinggeschirr und österreichischem viel zu süßen dunklen Bier aus.

Fazit des Tages: Flussradwege können auch schön sein (siehe das Gegenteil vom Elberadweg unser letzten Tour), 125 Kilometer sind ohne müde Beine, aber mit schmerzendem Hintern möglich.

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